Mensch und Natur

Im Folgenden finden Sie eine Projektskizze, die wir im Februar 2018 an die Stadt Backnang sendeten. Leider haben wir darauf nie eine Antwort erhalten. Der Hintergrund: Ideen werden erst groß, wenn man sie formuliert, entwickelt und wachsen lässt.

Die Kernidee

Der Gedanke, in unserer Region einen Biotopverbund zu schaffen, ist vielleicht nicht neu, aber bedenkenswert. Deswegen finden Sie hier unsere mittlerweile leicht überarbeitete Projektbeschreibung. Als interkommunales Projekt soll der Biotopverbund markungsübergreifend von Leutenbach bis Backnang inkl. Aspach und Burgstetten angelegt werden. Diese Region würde durch sanfte Naherholung im Sinne von Mensch und Natur als Standort profitieren, denn natürliche Reichtümer gibt es in der Backnanger Bucht viele. Der Biotopverbund könnte sich exemplarisch in einem Ballungsraum vor den Toren Stuttgarts bilden – Herausforderung und Chance zugleich.


Voraussetzungen in der Backnanger Bucht

Die Backnanger Bucht als Teil des Verdichtungsraumes der Metropolregion Stuttgart ist zum einen Bestandteil eines der drei größten Verdichtungsräume Europas, zum anderen bildet sie die infrastrukturelle Schnittstelle zum ländlichen Raum des Schwäbisch-Fränkischen Waldes (Naturpark). Geprägt durch eine große Siedlungsdichte – einhergehend mit einer daraus resultierenden verkehrstechnischen Zerschneidung der Landschaft – wird die Biotopverbund-Modellkommune Backnang vor eine große Herausforderung im Wettbewerb mit den anderen Modellgemeinden gestellt.

Ursprünglich gekennzeichnet durch eine Vielzahl von flächenhaften Lebensräumen (Biotopen) forderte die siedlungsgeschichtliche Entwicklung ihren Tribut und führte zu einer drastischen Reduktion ebendieser Lebensräume. Einhergehend mit dieser Entwicklung und dem dramatischen Verlust von biologischer Vielfalt laufen wir Gefahr, den Standortfaktor Natur unwiederbringlich zu verlieren bzw. an angrenzende Regionen abzugeben (Gartenschau Remstal).


Wo genau wäre ein solcher Verbund noch machbar?

Nach intensiver Sichtung der bestehenden Lebensraum- und Biotopstruktur unter Berücksichtigung der infrastrukturellen Gegebenheiten möchten wir vorschlagen, einen beispielhaften „Lebensraum- und Biotopverbund-Korridor“ im Westen der Modellgemeinde Backnang zu etablieren. Aus unserer Sicht ist dies der letzte für unsere Region nur „marginal“ zerschnittene markungsüberschreitende Korridor von Leutenbach bis Aspach mit unterschiedlichen flächenhaften Lebensräumen und verbindenden „Trittsteinen“. Eine engmaschigere Verbindung der Lebensräume insbesondere im Hinblick auf immobilere Arten kann realistisch mit wenigen Mitteln erreicht werden und der Besucherlenkung dienen.


Vorhandene Biotope und bereits bestehende Schnittstellen

Vorhandene identifizierte Lebensräume (Biotope) in Stichworten:


  • Gewässer, Gewässerrandstreifen, Feuchtgebiete, Quellen und Nieder-/Sickermoore
  • Gebüsche Hecken und Feldgehölze
  • Landwirtschaftliche Kulturlandschaft: Äcker, Wiesen, Streuobstbestände (Intensivobstanlagen und Sonderkulturen)
  • Trocken- und Magerstandorte
  • Städtische Biotope: Parks, Grünanlagen, Gärten und Ruderalfluren
  • Waldbiotope
  • Felsformationen mit zum Teil bewaldeten Prallhängen, Dolinen und Höhlen

Positiv flankiert werden diese Biotope oftmals durch historische Themen und Schnittstellen zu bestehenden Projekten; Beispiele:


  • Die querende Römer-/Salzstraße
  • Abgegangene Siedlungen in Leutenbach/Burgstetten
  • Hallstadtgräber
  • Geschleifte Burg Schöntal
  • Römische Gutshöfe
  • Burgberg als die Wiege Badens
  • u. v. m.

Schnittstellen zu bestehenden Projekten und Angeboten


  • Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald
  • Schwäbisches Mostviertel, ’s Äpple
  • Naturschutzgebiet Buchenbachtal
  • Technikmuseum; Natur als Ideengeber für den technischen Fortschritt
  • Landwirtschaft, Biodiversität unserer Kulturpflanzen z. B. Streuobst
  • Wirtschaft z. B. Evolutionsmanagement-Strategie
  • u. v. m.

Die Umsetzung: wie könnte man einen Biotopverbund bei uns verwirklichen?

Klassische Naturschutzprojekte oft zu eng gefasst

Die Umsetzung eines klassischen Naturschutzprojektes mit dem Ziel geringer Investitionskosten lässt sich durch Kompromisse und guten Willen leichter und schneller gestalten. Klassische Naturschutzprojekte sind aber in der Regel ohne Differenzierungspotenzial und ohne weitere Anknüpfungspunkte auf positive Effekte der touristischen bzw. örtlichen Naherholung beschränkt. Durch die fehlende Nutzung regional-ökonomischer Effekte z. B. fehlender Anknüpfungspunkte zu Wirtschaft, Forschung usw. sind sie meist temporär äußerst eingeschränkt in ihrem Bestand und bedürfen fortwährend einer kompletten Außenfinanzierung.


Mensch und Natur zusammen denken

Im Gegensatz zu klassischen Naturschutzprojekten stand im Zentrum unserer Überlegungen ein Biotopverbund-Modell, welches unter Einschätzung der regionalen Stärken und Schwächen aus unserer Sicht realisierbar, finanzierbar und thematisch fokussiert ist.

Zur Positionierung dieses modellhaften Biotopverbundes schlagen wir das Leitthema „Mensch & Natur“ vor. Dieses Leitthema bietet unseres Erachtens ein hohes Differenzierungspotenzial zu allgegenwärtigen reinen, klassischen Naturschutz-Biotopsverbund-Projekten. Im Mittelpunkt steht die Verbindung von Mensch und Natur. Dies umfasst den Einfluss des Menschen auf die Natur, die Nutzung der Natur durch den Menschen, die Natur als Ideengeber für den technologischen Fortschritt und das Management sowie die Natur als Grundlage zur Erholung und Gesundheit für den Menschen.

Kernidee dieses Leitthemas ist der Einfluss des Menschen in der Backnanger Bucht mit der durch den Menschen genutzten Natur im Rahmen einer Gegenüberstellung von einer Natur ohne Einfluss des Menschen.


Ein Verbund, der Mensch, Natur, Bildung und Wirtschaft stärkt

Wir sind der Ansicht das das Thema „Mensch & Natur“ die Region der Backnanger Bucht bei ihrer Positionierung u. a. als Forschungs- und Bildungsstandort etablieren und stärken kann. So wird ein Biotopverbund angestrebt, der sich nicht nur auf Naturschutzaspekte bezieht, sondern sich vielmehr zu einem Identifikationsmerkmal für die Region entwickelt mit positiven regionalen Effekten in den Bereichen Tourismus, Umwelt, Forschung, Bildung und Wirtschaft.

Durch die vielschichtige Thematik der aktuellen und interessanten Themen erschließt sich der Biotopverbund für mehrere Zielgruppen aller Altersklassen mit der Möglichkeit, Themenbereiche in unterschiedlichen Rund- oder Start-Zielwegen zu gestalten. Durch die schon jetzt gute Infrastruktur an Wegen, Straßen und ÖPNV-Anbindungen ist eine weitere verkehrstechnische Erschließung aus unserer Sicht nicht oder nur punktuell notwendig.


Denkbare Weiterentwicklungen

In einer zweiten Stufe „Mensch & Natur – Nutzung, Einfluss und Wirkungen“ ist die Etablierung eines Informations- und Bildungszentrums denkbar. Dies beschäftigt sich mit den Zukunftsthemen unserer Zeit aus den Bereichen Umwelt, Technologie, Ernährung und Gesundheit. Als regionales Schwerpunktthema, geboten durch die Dominanz unserer Kulturlandschaft, könnte bäuerliche Landwirtschaft als angewandte Biodiversitätsforschung (z. B. Streuobst) bzw. bäuerliche Landwirtschaft, Biodiversität und persönliches Wohlergehen gewählt werden.

Mit dieser Ausrichtung auf aktuelle Themen und einer kontinuierlichen Einbindung lokaler Wirtschaftsunternehmen und Bildungseinrichtungen kann sich ein solcher regionaler Biotopverbund zu einem Standortfaktor entwickeln und zu einer Steigerung der Attraktivität der Region als Lebens- und Arbeitsstandort beitragen mit positiven Effekten nicht nur auf die Umwelt und den Tourismus, sondern auch auf die Wirtschaft und die Bildung.

Welche regional-ökonomischen Effekte mit einem solchen Biotopverbund einhergehen würden, ist für uns derzeit noch nicht absehbar, da unseres Wissens noch keine Zahlen vorliegen.



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