Studienexkursion zu den Freybauern

Mehr als 20 Studierende der Universitäten Kassel/Witzenhausen und Göttingen suchen in der letzten Mai-Woche die beschauliche Gegend um Erbstetten und Kirschenhardthof heim.

Im Zuge unserer langfristigen Zusammenarbeit mit den Universitäten Kassel/Witzenhausen und Göttingen besuchten uns vergangene Woche erneut Lukas Flinzberger und Studenten des Studiengangs Nachhaltige Internationale Landwirtschaft. Die Exkursionsteilnehmer waren ebenfalls international, u .a. aus Indien, Bangladesch, Südkorea, Frankreich, Brasilien und Spanien. Im Folgenden lesen Sie Lukas Flinzbergers Bericht.


Auf Einladung und mit Unterstützung der Freybauern wurden Pflanzen bestimmt und Bewirtschaftungsformen sowie Nutzungsformen kartiert. Nebenbei versuchten die Studierenden zu verstehen, wie hier inzwischen die 3 Firmengründer und zwei Angestellte von einer Landwirtschaft leben können, die auf den ersten Blick jeden Rahmen der konventionellen Agrarwissenschaften sprengt. Was zum Verstehen half, waren die vielen ausführlichen Erläuterungen von Elke, Annegret und Wolfgang, aber auch die Tatsache, dass die meisten Studierenden im Master „Nachhaltige Internationale Landwirtschaft“ eingeschrieben sind und sich daher schon öfter mit nicht-konventionellen Alternativen beschäftigt hatten.


Am ersten Tag wurden die aktuell bewirtschafteten Flächen in Augenschein genommen. Bereits dort „blühte“ den Studierenden, dass hier mehr Innovationssinn und Unternehmergeist vorhanden ist als auf den angrenzenden Flächen. In Streifen angelegt stehen Kräuter und Gewürze wie Lavendel, Salbei und Melisse. Dazwischen finden sich – als Schutz gegen Winderosion – Strauchreihen bestehend aus Haselnuss, Kornelkirsche, Maibeere und erstaunlicherweise auch Mandelbäume. Begeistert von dieser Vielfalt wurde noch die angrenzende Streuobstwiese sowie der naturbelassene Wildbereich namens „Hühnerloch“ begutachtet.


Tag zwei begann für die Studierenden mit einem kurzen Ausflug auf die Märkte in Backnang und Winnenden, wo Passanten nach ihrer Wertschätzung für die (noch) weitverbreiteten Streuobstwiesen befragt werden. Ergänzt wurde diese Befragung durch die Kartierung von Ökosystemdienstleistungen durch die Studierenden selbst und auch nicht fehlen durfte natürlich die Besichtigung der mobilen Apfelpresse sowie der Apparaturen für die Öl-Destillation. Den Abschluss der erfolgreichen und interessanten Tage bildete ein fröhlicher Abend auf dem Hof der Freybauern, mit gemeinsamem Abendessen, Musik, Apfel-Most und viel Zeit für offen Fragen und persönliche Wünsche. Die Freybauern und die Studierenden (auch die Tutoren) sind sich einig, dass hier eine echte Win-win-Situation entstanden ist. Pläne für das kommende Jahr, für mögliche Abschlussarbeiten und für einen weiteren fachlichen Austausch wurden bereits geschmiedet und der Abschied fiel logischerweise schwer.


Die eindrücklichsten Lehren aus dieser Exkursion dürften gewesen sein, dass zu einer nachhaltigen Landwirtschaft mehr gehört als nur ein Bio-Siegel und dass mit wirtschaftlichem Geschick und Diversifizierung auch auf kleinen Flächen gut, ertragreich und unabhängig – also „frey“ – gewirtschaftet werden kann. Dass außerdem die Zusammenarbeit mit der Natur deutlich nachhaltiger ausfällt als das Ankämpfen gegen dieselbe, das versteht sich wohl von selbst.


Ein Gastbeitrag von Lukas Flinzberger